cc_by-nccc_by-ncDoluschitz, ReinerHagel, Heinrich2024-04-082024-04-082017-03-022016https://hohpublica.uni-hohenheim.de/handle/123456789/6117Seit jeher wird der semi-aride Nordosten Brasiliens von schwerwiegenden Dürren heimgesucht. Schriftliche Überlieferungen reichen bis in die Zeit der Kolonialisierung des Landes gegen Ende des 17. Jahrhunderts zurück. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts begann Brasiliens Regierung mit dem Bau größerer Reservoirs, um den Bewässerungslandbau zur Sicherung der Lebensgrundlage der ländlichen Bevölkerung zu fördern. Erst jedoch die Errichtung zahlreicher Staudämme und Stauseen zur Elektrizitätsgewinnung seit den 1960er Jahren ermöglichte die großflächige Verbreitung der Bewässerungslandbaus, wie im Falle des Rio São Francisco, an dessen Mittellauf zahlreiche Bewässerungsgebiete etabliert wurden. Trotz einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung und beachtlichen Fortschritten in der Armutsbekämpfung leben große Teile der Landbevölkerung weiterhin in prekären Verhältnissen. Ziel dieser Dissertation war zunächst eine detaillierte Analyse der vorhandenen landwirtschaftlichen Produktionssysteme und der sozio-ökonomischen Situation der Bewässerungslandbau betreibenden Familienbetriebe entlang des Mittellaufs des Rio São Francisco. Zudem wurden die natürlichen, wirtschaftlichen und sozialen Be-schränkungen sowie die Vorzüge des Bewässerungslandbaus identifiziert. Modelle einer effizienteren Ressourcennutzung wurden erstellt und bewertet. Mit Hilfe dieser Modelle wurde schließlich der Einfluss sich verändernder Produktions- und Rahmenbedingungen auf den Bewässerungslandbau evaluiert. Als Datengrundlage dien-ten die Ergebnisse aus 60 Experteninterviews und einer Farm-Haushaltsbefragung mit 193 zufällig ausgewählten kleinbäuerlichen Familienbetrieben, ergänzt durch Sekundärdaten. Zeitreihen wurden mittels Regressionsanalyse, qualitative Daten mittels Inhaltsanalyse und die Daten der Farm-Haushaltsbefragung mittels Regressionsanalyse und Varianzanalyse ausgewertet. Einzelbetriebliche Optimierungsmodelle zu einer effizienteren Ressourcennutzung wurden mit Hilfe von linearer Programmierung optimiert. Veränderte klimatische oder infrastrukturelle Rahmenbedingungen stellten sich als große Risikofaktoren für die Produktivität des kleinbäuerlichen Bewässerungslandbaus heraus. Bereits im Untersuchungszeitraum, einer Phase mit sehr hohen Erzeugerpreisen, erzielte knapp die Hälfte der interviewten Haushalte ein landwirtschaftliches Betriebseinkommen unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns. Unzureichende Infrastruktur, mangelhafter Marktzugang, volatile und von Zwischenhändlern bestimmte Erzeugerpreise, mangelhafte Kooperation zwischen den Kleinbauern, exzessive Bewässerung und Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln und schließlich man-gelhafte Erfahrung im intensiven Obst- und Gemüsebau wurden als wesentliche Be-schränkungen des kleinbäuerlichen Bewässerungslandbaus in der Studienregion identifiziert. Das Fehlen landwirtschaftlicher Beratung verschärfte viele dieser Probleme. Auf der anderen Seite waren eine geeignete Wahl der angebauten Kulturen und eine großzügigere Flächenausstattung die Hauptfaktoren für wirtschaftlichen Erfolg. Innovative, geschäftstüchtige Kleinbauern, darunter einige mit geringen verfügbaren Flächen, verdeutlichten dennoch das Potential des Bewässerungslandbaus zur Bekämpfung der ländlichen Armut in der Studienregion. Die Wiederaufnahme landwirtschaftlicher Beratung, kombiniert mit Bildungsangeboten zur Steigerung des Humankapitals insbesondere bezüglich landwirtschaftlicher Betriebslehre und Kooperati-onsformen zwischen Kleinbauern, kann wesentlich zu einer Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion und der Lebensbedingungen der ländlichen Bevölkerung in der Studienregion beitragen. Der exzessiven Bewässerung können ein volumetrischer Wasserpreis und die Förderung effizienterer Bewässerungsmethoden entgegenwirken.Written records about severe droughts in Brazil’s semi-arid northeast reach back until the country’s colonization in the early 17th century. Since the late 19th century, irrigated agriculture was implemented to reduce the effects of droughts on the livelihood of the rural population. Supported by the construction of large dams and reservoirs for hydropower generation in the 1960s, irrigated agriculture was promoted on larger scales. In this context several irrigation schemes were implemented along the lower-middle São Francisco River. Despite economic growth and poverty reduction in the region, large parts of the rural population who strongly depend on agricultural income suffer from precarious living conditions. This dissertation aimed at a) a detailed analysis of the current production systems and the socio-economic situation of irrigated family farming along the lower-middle São Francisco River, b) identifying the natural, economic, and social constraints as well as benefits and potentials of irrigated agriculture, c) modeling and evaluating optimized resource allocation including alternative crops, and d) estimating the impact of changing the production conditions on agricultural production and its profitability. In the framework of this dissertation, a total of 60 expert interviews were held and a random sample of 193 farm household interviews was conducted to gather detailed information on crop and livestock production. Time series of secondary data were analyzed by regression analysis, qualitative data by content analysis, and socio-economic household data by regression analysis and analysis of variance. Farm optimization models were developed using Linear Programming. Results showed a high vulnerability of irrigated family farming to changing climate and infrastructural production conditions. Nearly half of the interviewed farmers had a farm income below the Brazilian minimum salary. Insufficient infrastructure, limited market access, volatile producer prices, lack of cooperation, overuse of irriga-tion water and agrochemicals, and insufficient knowledge about irrigated fruit and vegetable production aggravated by lack of agricultural consultancy turned out to be the main limitations of irrigated family farming in the region. Availability of irrigable land and proper crop choice were most relevant for the agricultural income. Innovative and efficiently managing farmers underlined the potential of irrigated family farming to counteract rural poverty. Integrated agricultural consultancy considering the development of human capital may provide the required inputs to support economic and social sustainability of agricultural production. Technical assistance combined with volumetric water pricing may help to reduce the excessive use of agrochemicals and water.enghttp://creativecommons.org/licenses/by-nc/3.0/de/Farm incomeIrrigated agricultureLinear programmingNortheast Brazil630Landwirtschaftliches EinkommenBewässerungLineare OptimierungBrasilien <Nordost >DürreGenossenschaftSocio-economic benefits and limitations of irrigated family farming in Brazil’s semi-arid regionSozio-ökonomische Analysen des kleinbäuerlichen Bewässerungslandbaus in Brasiliens semiarider RegionDoctoralThesis484617974urn:nbn:de:bsz:100-opus-13266