Institut für Health Care & Public Management
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Browsing Institut für Health Care & Public Management by Subject "Akzeptanz"
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Publication Digitale Transformation der Gesundheitsversorgung von Patienten mit Depression(2024) Kittlick, Cornelia; Leukel, JörgDigitale Versorgungslösungen werden im deutschen Gesundheitssystem zunehmend eingesetzt, um die Patientenbehandlung effektiver und effizienter zu gestalten. Sie erleichtern Patienten mit Depressionen den Zugang zur Versorgung und können den Behandlungsprozess niederschwelliger gestalten. Krankenversicherungen, welche aufgrund der u.a. hohen ökonomischen Relevanz psychischer Erkrankungen vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen, benötigen nachhaltige Versorgungslösungen für ihre Versicherten. Hierzu gehören insbesondere hybride Versorgungslösungen, die Telefoncoaching mit Online-Kognitiver-Verhaltenstherapie kombinieren und i. d. R. von telemedizinischen Anbietern entwickelt werden. Zwar liegen bereits Untersuchungen zur Wirksamkeit und Kosteneffektivität von singulären Lösungen vor, allerdings ist noch ungeklärt, wie hybride Lösungen wirken, wie gesundheitsökonomisch sie sind und wie sie von der Zielgruppe akzeptiert werden. Erste Hinweise ergeben sich aus randomisierten kontrollierten Studien zu telefon-begleiteten Einzellösungen, jedoch mangelt es an empirischer Evidenz hinsichtlich der Wirksamkeit, Kosten und Akzeptanz von hybriden Ansätzen. Ziel der Dissertation war es, mittels einer kontrollierten Feldstudie die Wirksamkeit, Kosten und Akzeptanz einer hybriden gegenüber einer singulären Versorgungslösung zu unter-suchen. Die Studie wurde mit Versicherten einer privaten Krankenversicherung durchgeführt. Es wurden zwei Patientengruppen untersucht, welche sich für eine hybride (Interventionsgruppe IG, n = 207) oder eine singuläre Versorgungslösung (Kontrollgruppe KG, n = 102) entscheiden konnten. Für die Kostenanalyse wurde eine dritte Patientengruppe aus Nicht-Teilnehmern (n = 2.738) hinzugezogen, deren Kostendaten der IG und KG gegenübergestellt wurden. Die Wirksamkeit der Versorgungslösungen wurde mittels standardisierter Messinstrumente (Gesundheitsbezogene Lebensqualität: SF-36, Grad der Depression: PHQ-9) untersucht und definierte den individuellen Nutzen der jeweiligen Versorgungslösungen. Hierbei wurde die Hypothese untersucht, dass die hybride Versorgungslösung wirksamer ist als die singuläre. Die Wirtschaftlichkeit wurde durch eine Kosten-Effektivitäts-Analyse bewertet, um zu ermitteln, ob hybride Versorgungslösungen kosten-effektiver sind. Die Akzeptanzanalyse untersuchte Einflussfaktoren bei der Wahl der Versorgungslösung und identifizierte Merkmale der Zielgruppen, die sich für die hybride oder die singuläre Versorgungslösung entschieden. Hierbei wurden die Krankheitsschwere, die Versorgungssituation und die Internetaffinität als Einflussfaktoren vermutet. Die Ergebnis-se zeigen insgesamt, dass beide Versorgungslösungen wirksam und kosteneffektiv sind. Die Lebensqualität erhöhte sich im Durchschnitt über alle Subskalen (IG = 47,9 %; KG = 21,7 %). Ein Vergleich der Mittelwertdifferenzen zeigte statistische Effekte bei IG in den Subskalen VITA und SOFU mit jeweils schwachem Effektmaß. Die Analyse des Depressionsgrades wies ebenfalls statistische Unterschiede für IG und KG zwischen Baseline und Follow-up auf (IG: ΔM = –3,24; SD = 4,29; KG: ΔM = –2,78; SD = 5,66). Die Kostenanalyse zeigte, dass KG im Jahr vor Teilnahme die höchsten durchschnittlichen Gesamtbehandlungskosten aufwies (20.346 €), gefolgt von der IG (17.625 €) und der Gruppe der Nicht-Teilnehmer (16.928 €). Im Jahr der Teilnahme reduzierten sich die Kosten bei beiden Gruppen etwa im gleichen Maße (IG: –36,0 %; KG: –37,6 %). Die höchste Kostenreduktion zwischen dem Jahr vor und nach Teilnahme erfuhr KG (–46,1 %). Die Kosten-Effektivitäts-Analyse ergab, dass die IG sowohl höhere Nutzwerte als auch geringere durchschnittliche Gesamtkosten als KG aufwies. Bezüglich der Reduktion der Depressionsschwere zeigte sich, dass mit jeder Nutzwerteinheit Kosten in Höhe von 2.642 € (ICER = ¬2.642) und bei der gesundheitsbezogenen Lebensqualität zwischen 98 € und 330 € eingespart wurden. Somit zeigte die hybride gegenüber der singulären Versorgungslösung ein vorteilhafteres Kosten-Effektivitäts-Verhältnis. Die Akzeptanzanalyse ergab, dass die Krankheitsschwere sowie die Versorgungssituation wesentliche Einflussfaktoren auf die Wahl der Versorgungslösung waren. Patienten mit einer geringeren Krankheitsschwere und einer besseren Versorgung bevorzugten die hybride Versorgungslösung, während schwerer erkrankte Patienten mit einer schlechteren Versorgung die singuläre Lösung wählten. Die kontrollierte Feldstudie ermöglichte durch die multidimensionale Analyse von medizinischen Daten, Kostendaten sowie Akzeptanzbefragungen ein umfassenderes Verständnis zur digitalen Transformation der Versorgung von Patienten mit Depression. Sie schafft zusätzliche Evidenz zur Wirksamkeit, den Kosten und der Akzeptanz hybrider und singulärer Versorgungslösungen. Die Ergebnisse bieten neue Einsichten für Anbieter digitaler Versorgungslösungen, wie sie diese zielgruppengerecht entwickeln können. Krankenversicherungen dienen die Ergebnisse für eine bessere Entscheidungsfindung, wie sie digitale Versorgungslösungen nachhaltig einsetzen können, um Betroffenen zu helfen und gleichzeitig dem Ressourcenmangel im deutschen Gesundheitssystem entgegenzuwirken.