Digitaler Fußabdruck der Kindheit : Sharenting in der Wahrnehmung von Heranwachsenden

Abstract

Der Umstand, dass Eltern in sozialen Netzwerken Informationen ihrer Kinder veröffentlichen, führt immer wieder zu Kontroversen. Bislang ist jedoch wenig dazu bekannt, wie die betroffenen Jugendlichen über das Sharenting-Verhalten ihrer Eltern denken und es fehlt insbesondere an quantitativen Untersuchungen in diesem Bereich. Im Rahmen der vorliegenden Studie wurden deshalb 166 Heranwachsende im Alter von zehn bis 18 Jahren befragt, wie sie Sharenting wahrnehmen und bewerten. Mit Hilfe des Online-Fragebogens wurden Zusammenhänge zwischen der Bewertung von Sharenting und der wahrgenommenen Privatheit online, der Bereitschaft zur Online-Selbstoffenbarung sowie dem Online-Identitätsmanagement exploriert. Ziel der Studie war es, die Sichtweise Jugendlicher auf das Thema Sharenting zu verstehen und zu erfassen, welche Rolle das Teilen kindbezogener Informationen durch die Eltern in ihrem Alltag spielt. Die Ergebnisse zeigen, dass Sharenting weder in dem Ausmaß praktiziert, noch derart negativ von den Heranwachsenden wahrgenommen wird, wie der bisherige Forschungsstand vermuten lässt. Nach Ansicht der Jugendlichen, funktioniert die Kommunikation mit den Eltern zum Thema Sharenting ebenfalls zufriedenstellend und die Familien scheinen vielfach einen Modus gefunden zu haben, der für alle Beteiligten funktioniert. Die Befragten haben ferner klare Vorstellungen davon, welche Inhalte von den Eltern geteilt werden dürfen und welche privat bleiben sollten. Darüber hinaus besteht ein negativer Zusammenhang zwischen dem Bedürfnis nach Online-Privatheit und der Bewertung von Sharenting. Im Gegensatz dazu, führt eine zunehmende Bereitschaft zur Online-Selbstoffenbarung zu einer besseren Bewertung. Ein Zusammenhang mit der Bedeutung von Online-Identitätsmanagement kann hingegen nicht festgestellt werden. Die Arbeit liefert damit grundlegende Ergebnisse zur Sichtweitweise von Jugendlichen auf das Thema Sharenting.

The fact that parents publish information about their children on social networks is a constant source of controversy. However, little is known about what the affected adolescents think about their parents' sharenting behavior and there has been a particular lack of quantitative studies in this area. Therefore, 166 adolescents aged between ten and 18 were asked in this study how they perceive and evaluate sharenting. Using an online questionnaire, correlations between the evaluation of sharenting and the perceived privacy, the willingness for online self-disclosure and online identity management were explored. The purpose of the investigation was to understand the perspective of young people regarding the topic of sharenting and to examine what role the sharing of child-related information by parents plays in their everyday lives. The findings indicate that sharenting is neither practiced to the extent nor perceived as negatively by the adolescents as the current state of research would suggest. According to the adolescents, communicating with parents about sharenting works satisfactorily and the families often seem to have found a method that works for everyone involved. The participants have clear ideas about what content can be shared by parents and what should remain private. Furthermore, a negative correlation between the need for online privacy and the evaluation of sharenting was found. In contrast, an increasing willingness self-disclosure online leads to a better evaluation. However, a correlation with the relevance of online identity management cannot be established. The study thus provides fundamental results on how adolescents perceive sharenting.